Luglio - Juli
Wenn ich ins Dorf gehe, dann begegne ich immer wieder denselben Menschen. Das stellten meine Freunde auch fest, die nach nur zwei Tagen schon einige der hier ansässigen Leute wiedererkannten. Und da ich deren Name nicht kenne, haben wir angefangen, uns Namen für sie auszudenken. Da gibt es „Den Beutel“, ein Mann undefinierbaren Alters, der seine Hose über den Bauchnabel trägt und immer einen Stoffbeutel dabei hat. Er ist schüchtern, steht oft am Rande einer Gruppe und wirkt immer etwas verloren und ungeküsst. Wir haben gemutmaßt, was er wohl in dem Beutel hat. Es ist ein bisschen mit uns durchgegangen und die Vorschläge gingen vom Kuscheltier bis zu Marienglanzbildern. Mittlerweile habe ich erfahren, dass er DER Artischockenbauer der Gegend ist und alle bei ihm im Spätsommer einkaufen. Und wenn man ihn beim Verkaufen sieht, ist er ein ganz anderer: selbstbewusst und kommunikativ. Doch wenn er abends alles wieder einpackt, dann huscht dieser Mann, der immer so verloren wirkt, wieder leise durch die Gassen nach Hause.